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Tata Steel Runde 2: Carlsen und Rapport gewinnen ihre ersten Partien
Carlsen gewann zum fünften Mal in seiner Karriere gegen Giri. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Tata Steel Runde 2: Carlsen und Rapport gewinnen ihre ersten Partien

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Weltmeister Magnus Carlsen konnte in der 2. Runde des Tata Steel Turniers gegen Lokalmatador Anish Giri seinen ersten Sieg feiern. Ihm gleichgetan hat es Richard Rapport. Auch der Ungar gewann seine erste Partie und das ebenfalls gegen einen Holländer: Jorden van Foreest.

So könnt Ihr das Turnier live verfolgen:
Chess.com überträgt das Turnier live und in voller Länge, mit Kommentaren von IM Steve Berger und IM Elisabeth Pähtz auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf dem YouTube Kanal Chess.com Live.
Alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite: Masters | Challenger

Im Jahr 2011 konnte Giri in Wijk aan Zee seine allererste Partie gegen Carlsen sensationell in nur 22 Zügen gewinnen. In der Zwischenzeit hat Carlsen seine Bilanz gegen Giri im klassischen Schach auf 4:1 verbessert (Remis nicht mitgezählt), aber er brauchte 11 Jahre, um seinen Gegner auf niederländischem Boden in einer klassischen Partie zu schlagen (und die Bilanz auf 5:1 zu verbessern).

Carlsen spielte eine Eröffnung à la Daniil Dubov, der seine Eröffnungsstrategie gestern so beschrieben hatte: "Stell den Läufer auf g2, opfere einen Bauern für nichts und spiele auf Tricks."

Da er erst im 14. Zug zum ersten Mal nachdenken musste, kann man mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Carlsen seine Vorbereitung für den WM-Kampf 2021 nutzte, bei dem Dubov ja einer seiner Sekundanten war.

Darauf angesprochen, entgegnete Carlsen: "Das war vielleicht Backup-WM-Vorbereitung!"

Carlsen Giri Tata 2022
Carlsen-Giri: Eine Katalanische Eröffnung, die auch Dubov hätte spielen können. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Im 16. Zug opferte der Weltmeister eine Qualität, was interessant, aber nicht unbedingt besser für Weiß war. Giri verrechnete sich jedoch bei seiner Antwort und nur zwei Züge später fing er an, den Kopf zu schütteln und enthüllte damit, dass er in ernsthaften Schwierigkeiten steckte.

Carlsen: "Das war sehr intensiv. Ich denke, die Eröffnung war ziemlich erfolgreich, da es eine lebhafte Stellung war, in der er einige wirklich schwierige Varianten berechnen musste. Zum Glück für mich unterlief ihm irgendwann ein Fehler und ich bekam eine klare Initiative."

Der Norweger verpasste dann einen raffinierten Zwischenzug (19.Le4), aber auch Giri, dessen Rechenkünste sicherlich von seiner Enttäuschung über die Stellung beeinträchtigt waren, verpasste die Zug 20...Dxd5 oder sogar 20...Sc3!?, die ihn gerettet hätten. Es war ein guter und schneller Sieg für Carlsen und eine Partie, das Giri am besten schnell vergessen sollte.

Carlsen Giri 2022 discussing
Carlsen und Giri diskutieren nach der Partie einige Varianten. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Es war nicht der Tag der holländischen Spieler, da auch Van Foreest, der ja mit einem Sieg in das Turnier gestartet war, seinem Gegner zum Sieg gratulieren musste. Sowohl Giri als auch Van Foreest hatten letztes Jahr keine einzige Partie verloren.

Der Titelverteidiger verspielte sich in einem Springerendspiel gegen Richard Rapport und seine Niederlage war absolut unnötig. Der Ungar hatte das Gefühl, "extrem viel Glück" gehabt zu haben, weil er derjenige war, der in der Eröffnung um den Ausgleich kämpfen musste.

Über den Fehler seines Gegners sagte Rapport: "Wir hatten beide nur noch sehr wenig Zeit und ich glaube, er geriet einfach in Panik."

Richard Rapport
Richard Rapport schlug nach seiner gestrigen Niederlage zurück. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Zu Beginn der Runde richteten sich alle Augen auf die Partie zwischen Shakhriyar Mamedyarov und Andrey Esipenko. Der Grund dafür war einfach: Mamedyarovs gewagter dritter Zug 3.g4!?. Dieser Kaffeehaus-Zug, den man als "erweitertes Katalanisch" bezeichnen könnte, war auf diesem Niveau einfach schön anzusehen.

Carlsen würde später sagen: "Ich glaube, ich hätte ihn mit Schwarz abgeschossen! Ich glaube, er muss einige der Blitzpartien meines Vaters gesehen haben, denn er macht das immer im zweiten Zug: 1.d4 Sf6 2.g4. Das ist seine Lieblingseröffnung, aber wahrscheinlich eine wesentlich schlechtere Version von dem, was Mamedyarov gemacht hat.

I think he must have seen some of my father's blitz games.
—Magnus Carlsen

Während Kommentator Robert Hess und praktisch die gesamte Schachgemeinschaft in den sozialen Medien Mamedyarov für seinen Mut lobten, konnte sich Esipenko selbst ein Schmunzeln nicht verkneifen, während er über die beste Antwort auf diesen Zug nachdachte. Den Bauern zu schlagen kann sicherlich nicht schlecht sein, könnte aber in eine knifflige Heimvorbereitung des Gegners hineinlaufen. Oder sollte er das Opfer ablehnen und die weiße Bauernaggression mit einigen gesunden Entwicklungszügen im Zentrum kontern?

Nach acht Minuten entschied sich Esipenko für letzteren Plan und spielte 3...d5. Im weiteren Verlauf der Partie blieb die Stellung etwas unklar, aber dennoch hatte Mamedyarov den Eröffnungskampf gewonnen: Nach 11 Zügen hatte er noch mehr als eine Stunde auf der Uhr und Esipenko nur noch 24 Minuten.

Dem jungen Russen half aber die Tatsache, dass er bald Damen tauschen konnte und sich die Spieler im 26. Zug plötzlich auf ein Remis einigten, was unsere Kommentatoren weniger begeisterte.

Hess drückte seine Meinung ganz klar aus: "VERBIETET DIESE REMISANGEBOTE!"

Mamedyarov Esipenko Tata 2022
Eine "Kaffeehaus-Eröffnung" führte in der Partie zwischen Mamedyarov und Esipenko zu einem schnellen Remis. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Das Aufeinandertreffen von Sergey Karjakin und Dubov war deshalb brisant, weil Karjakin seinen Landsmann öffentlich kritisiert hatte, weil er Carlsen bei der WM unterstützt hatte. In der Partie zeigte Karjakin dann, was man seiner Meinung nach gegen einen Landsmann macht: Man tauscht alle Figuren und einigt sich auf ein Remis:

Einen größeren Kampf, allerdings mit demselben Resultat, lieferten sich Sam Shankland und Nils Grandelius. Am Ende war es Shankland, der eine Festung mit Turm und Springer gegen eine Dame hatte, aber der amerikanische GM hatte mehr Grund, mit dem Ergebnis unzufrieden zu sein, da er im Mittelspiel sehr nahe vor einem Gewinn gestanden war:

Sam Shankland Grand Chess Tour
Shankland hatte mehr als eine Chance vergeben. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Tabelle nach der 2. Runde - Masters

# Land Name Elo Lstg 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 Punkte
1 Duda,Jan-Krzysztof 2760 2878 1 ½ 1.5 1.5
2 Carlsen,Magnus 2865 2933 ½ 1 1.5 1
3 Vidit,Santosh Gujrathi 2727 2940 ½ 1 1.5 1
4 Caruana,Fabiano 2792 2735 ½ ½ 1.0 1.25
5 Esipenko,Andrey 2714 2816 ½ ½ 1.0 1.25
6 Mamedyarov,Shakhriyar 2767 2717 ½ ½ 1.0 1
7 Rapport,Richard 2763 2731 0 1 1.0 1
8 Karjakin,Sergey 2743 2756 ½ ½ 1.0 1
9 Dubov,Daniil 2720 2755 ½ ½ 1.0 1
10 Praggnanandhaa,R 2612 2766 ½ ½ 1.0 1
11 Van Foreest,Jorden 2702 2717 0 1 1.0 0.5
12 Giri,Anish 2772 2548 0 ½ 0.5 0.5
13 Shankland,Sam 2708 2509 0 ½ 0.5 0.25
14 Grandelius,Nils 2672 2515 0 ½ 0.5 0.25

Auch in der Challenger Gruppe schien es nicht der Tag der Holländer zu sein, denn dem holländischen Meister Max Warmerdam—der letztes Jahr als Sekundant von Van Foreest in Wijk aan Zee war—unterlief in einer etwas besseren Stellung trotz 38 Minuten Nachdenkens ein Fehler. Manchmal ist es einfach so, dass man je weniger sieht, desto mehr man nachdenkt...

Max Warmerdam Tata 2022
Max Warmerdams Hirn hatte einen "Ruhetag". Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Dann aber konnte Erwin l'Ami die Ehre der Holländer retten und seine Partie gegen die Chinesin Zhu Jiner gewinnen.

Im Challenger-Turnier spielt auch der einzige Spieler, der beide Auftaktpartien gewinnen konnte und es ist keiner der Großmeister! Es ist der 15-jährige Internationale Meister Volodar Murzin, der aus Nizhny Tagil, einer Stadt etwa 125 km nördlich von Jekaterinburg, stammt. Gestern hatte er gegen den belgischen Großmeister Daniel Dardha gewonnen und heute konnte er über seine Landsfrau Polina Shuvalova einen Sieg feiern:

Volodar Murzin Tata 2022
Volodar Murzin hat als einziger Spieler beide Partien gewonnen. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Tabelle nach der 2. Runde - Challenger

# Land Name Elo Lstg 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 Punkte
1 Murzin,Volodar 2519 3324 1 1 2.0
2 Nguyen,Thai Dai Van 2613 2799 ½ 1 1.5 1.5
3 Erigaisi,Arjun 2632 2763 ½ 1 1.5 1
4 Ganguly,Surya Shekhar 2627 2711 ½ 1 1.5 1
5 Van Foreest,Lucas 2539 2629 ½ ½ 1.0 1.5
6 Jumabayev,Rinat 2631 2558 ½ ½ 1.0 1
7 Bjerre,Jonas Buhl 2586 2617 0 1 1.0 1
8 Vogel,Roven 2452 2569 ½ ½ 1.0 0.5
9 L'Ami,Erwin 2622 2532 0 1 1.0 0
10 Shuvalova,Polina 2516 2499 0 1 1.0 0
11 Warmerdam,Max 2607 2352 0 ½ 0.5 0.5
12 Dardha,Daniel 2532 2295 0 ½ 0.5 0.5
13 Maurizzi,Marc`Andria 2502 2439 0 ½ 0.5 0.5
14 Zhu,Jiner 2478 1769 0 0 0.0

Alle Partien der 2. Runde


Weitere Berichte vom Tata Steel Turnier:

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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